Ursprünglich sah das heutige Krämersdorf völlig anders aus. Um die ehemals hier stehende Johanniskirche drängte sich eine enge, kleinteilige Fachwerkbebauung von Handwerkern und Händlern, die schon früh Krämersdorf genannt wurde.
Am 14. März 1945 wurde das Krämersdorf bei einem Luftangriff auf die Henrichshütte durch Sprengbomben völlig zerstört. Nach Kriegsende wurde der große Trümmerhaufen abgeräumt. Parallel setzten Überlegungen ein, wie die entstehende Freifläche städtebaulich am sinnvollsten zu gestalten wäre.
Man kam überein, die enge Bebauung nicht wiederherzustellen, sondern einen geschlossenen innerstädtischen Platz mit Randbebauung zu schaffen.
Schon 1946 legte Stadtbaurat Dr. Ulrich Entwürfe für die Gestaltung des Platzes mit Ladenlokalen und Arkadengängen vor. Diese Entwürfe fanden allgemeine Zustimmung und wurden bis 1952 realisiert. Das Ergebnis ist das heutige Krämersdorf.
An Stelle der Johanniskirche stand bis 1688 das Hattinger Stadtweinhaus mit seinem Saal. Das Privileg des Weinzapfens wurde der Stadt schon 1406 verliehen, als übrigens selbst in Hattingen noch Wein innerhalb der Stadtmauern angebaut wurde.
Das Stadtweinhaus war keine Kneipe im üblichen Sinne, sondern eine Stätte des Rechts. Kaufverträge, Rentenkäufe und Behandigungen wurden erst rechtskräftig, wenn der Akt mit einem Viertel Wein besiegelt wurde. Daher stammt auch der heute noch bekannte Spruch: „Darauf müssen wir einen trinken!“
1688 mietete die kleine „reformierte Gemeinde zu Hattneggen und im Amt Blankenstein“ den Saal des Stadtweinhauses zu gottesdienstlichen Zwecken. Als die Gemeinde das Gebäude erbte, ließ sie es abreißen und durch einen Steinbau mit Kirchturm ersetzen – die 1737 fertig gestellte Johanniskirche.
Das Ende der Johanniskirche kam mit dem Luftangriff im März 1945. Nur der Kirchturm mit seiner stark beschädigten Birnhaube blieb stehen. Das Kirchenschiff war nicht mehr zu retten, aber der Turm wurde wieder restauriert. Der Generalkonsul Leo Gottwald stiftete zur Fertigstellung ein Glockenspiel mit Spieltisch. Daher wird der Turm heute „Glockenturm“ genannt.
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