Das Gelinde hat seinen Namen von dem Flechtzaun, dem „Gelinde“ um eine Wiese zwischen Große-Weilstraße und Krämersdorf, die bis in das 17. Jahrhundert „Wyssche genannt wurde und als Gerichtsstätte des „Hofes von Hattingen“ unter freiem Himmel gedient hat.
Als Straßenkreuzung war das Gelinde jahrhundertelang die Drehscheibe des innerstädtischen Straßenverkehrs. Hier verlief der Teil des Hilinciweges, der von Nierenhof über den Homberg in die Stadt und durch das Weiltor zur steinernen Brücke über die Ruhr führte. Hier am Gelinde zweigte man zum Hattinger Rathaus und zu den Handelsplätzen Unter- und Obermarkt ab. Hier begann die Straße, die durch das Heggertor nach Blankenstein zur Burg mit ihrem Drosten und Amtmann führte.
Noch bis 1969 zwängte sich durch dieses Nadelöhr die Linie 8 der Straßenbahn, der gesamte Kraftfahrzeugverkehr in Richtung Bochum und nicht zuletzt der Fußgängerverkehr. Mit der Schaffung der Fußgängerzone ist der Bummel durch die Altstadt deutlich erleichtert worden.
Die Große Weilstraße war eine der wichtigsten Verkehrsstraßen in Hattingen. Hier führte der aus dem Rheinland kommende Handelsweg durch die Stadt und durch das Weiltor zu einer der wenigen festen Brücken über die Ruhr. Mit der Bahnhofstraße bildete sie den Anschluss der Stadt an den 1869 fertig gestellten Bahnhof mit dem neuen aufstrebenden Verkehrsmittel Eisenbahn. Baulich erkennbar an den höheren Gebäuden des 19. Jahrhunderts.
Die Gebäude der 1970er Jahre auf der Südwestseite der Großen Weilstraße ersetzten ca. 60 Fachwerkhäuser – Klein Langenberg.
Nach dem 2. Weltkrieg konzentrierte sich die Stadtentwicklung auf Gebiete außerhalb der historischen Altstadt, die in einer Art „Dornröschenschlaf“ dem baulichen Verfall preisgegeben war. Klein Langenberg stand für schlechte Wohnqualität, Verkehrsenge und für ein Absinken im sozialen Ansehen. Der Handel stagnierte.
Um ein großes Warenhaus als Magnet für die neue autofreie Fußgängerzone anzusiedeln, wurde eine Flächensanierung für Klein Langenberg beschlossen, was dem damaligen Zeitgeist entsprach und vor dem Hintergrund der Bausubstanz verständlich war. Im Februar 1976 wurde das Warenhaus eröffnet.
Bei dem Neubau gab man sich mehr Mühe als bei einer „Betonarchitektur“ der 70er Jahre erwartet. Die zahlreichen schwarzen schräggestellten Giebelflächen sollen eine für die Altstadt typische Dachlandschaft andeuten. Später in den 80er Jahren kamen noch Stahl-Glas-Vorbauten als Ladenflächen hinzu, um auch der Kleinteiligkeit der umliegenden historischen Bebauung in etwa gerecht zu werden.
Über den Betonklotz lässt sich nicht hinwegdiskutieren, aber das Bemühen um Gestaltung und vor allem die eingetretene städtebaulich und soziale Aufwertung sind anzuerkennen.