Hallo Ihr Lieben,
heute nehmen wir euch mit zu einem Rundgang durch unsere historische Altstadt. Fast jedes Jahr – Corona ließ grüßen – findet einmal im Jahr das Altstadtfest mitten in der Kulisse von 150 Fachwerkhäusern und unter dem schiefen Kirchturm von St. Georg statt. Ein buntes Musikprogramm auf verschiedenen Bühnen lockt sowohl die Hattinger als auch auswärtige Besucher in die engen Gassen der romantischen Altstadt. In diesem Jahr ist es vom 19. bis 21. August wieder soweit. In späteren Blogs erzählen wir euch mehr über die Entstehung des Altstadtfestes und über die Standorte der Bühnen.
Hattingen ist mehr als 600 Jahre alt. 1396 wurde ein Befestigungsvertrag geschlossen, der als Zeitpunkt der Stadterhebung angesehen wird. Danach ging es in großen Schritten weiter: Bürgermeister und Rat durften Gesetze erlassen, die Mitgliedschaft im Handelsbund der Hanse bescherte der Stadt eine erste wirtschaftliche Blüte. Aber es gab auch immer wieder Zerstörungen durch Kriege. Pest-Epidemien kamen dazu und setzen dem Wohlstand ein jähes Ende. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Hattingen zu einer bedeutenden Textilstadt. Mit dem Material der alten Stadtmauer wurden ab 1810 die städtischen Wege gepflastert. Die Entdeckung des Hattinger Spateisensteins führte zur Gründung der Henrichshütte 1854. Zeitweilig arbeiteten hier in der Stahlindustrie bis zu 10.000 Menschen, bevor die Hütte 1987 geschlossen wurde. Auf einem Teil des Geländes befindet sich heute das Westfälische Industriemuseum. Aber das ist eine andere Geschichte.
Eine Vielzahl von Fachwerkhäusern ist aus der Hansezeit erhalten geblieben. Die Hattinger Altstadt ist bis heute ein sehenswertes Juwel. Die geschlossene Kirchplatzbebauung ist einzigartig in Westfalen. Über dreißig Einzelschilder laden euch zu einem Rundgang in die Vergangenheit ein.
Ihr seht das Alte Rathaus – früher Markthalle, Verwaltungssitz, Gefängnis und auch Kultureinrichtung. Auf dem Kirchplatz begegnet euch der schiefe Turm der St. Georgs-Kirche (der übrigens nix mit Pisa zu tun hat, sondern aus Brandschutzgründen stark nach Südwesten geneigt ist, damit er bei einem Brand nicht auf das wertvolle Kirchenschiff fällt). Ihr entdeckt die alte Lateinschule, die Marmor-Statue „Hattingia“. Werft einen Blick in die heutige Kirchstraße. Früher hieß sie Kuhgasse und das Rindvieh gab der Gasse ihren Namen, weil die Tiere eben genau durch diese Gasse getrieben wurden. Die Mündung eines Abtritts kann man übrigens auch entdecken – zu tierischen Hinterlassenschaften kamen menschliche hinzu. Am Steinhagen entdeckt ihr ein Ackerbürgerhaus – es ist als einziges seiner Art erhalten geblieben. Das Haus war auch einmal Kupferschmiede, Bäckerei, Ledergroßhandlung und ist heute ein Gasthaus mit Hotel. Ihr kommt auf eurem Weg auch an dem Bruchtorturm vorbei. Er ist besterhaltener Bestandteil der Hattinger Stadtbefestigung. Die Schießscharten, die ihr sehen könnt, waren durch eine Bodenluke und eine Leiter erreichbar. Im Rahmen der Stadtsanierung ab 1967 wurde der durch ein Wohnhaus lange Zeit verdeckte Turm wieder sichtbar und saniert. Schon früh wurde auch Hattingens wohl bekanntestes Haus, das „Bügeleisenhaus“ saniert. Tuchweberei, Metzgerei, enteigneter Besitz aus jüdischer Hand – das Haus hat eine bewegte Geschichte. Heute befindet sich dort das Heimatmuseum.
Wisst ihr eigentlich, was der Name „Gelinde“ bedeutet? Der heutige Straßenname ist die Bezeichnung eines Flechtzaunes um eine Wiese zwischen Große Weilstraße und Krämersdorf. Bis ins 17. Jahrhundert hinein diente sie als Gerichtsstätte unter freiem Himmel. Sie war auch Dreh- und Angelpunkt der innerstädtischen Infrastruktur. Der Hilinciweg kam hier vorbei, man konnte zum Rathaus und zu den Marktplätzen am Ober- und Untermarkt abzweigen.
Hattingen hatte auch eine Synagoge und das kleinste Fachwerkhaus, das Zollhaus, steht auf den Resten eines ehemaligen Wehrturms. Zoll wurde hier übrigens nie erhoben – es war die Werkstatt eines Schmiedes.
Ich könnte euch noch so viel erzählen. Aber ihr könnt das alles auch selbst entdecken. Hattingen Marketing bietet superinteressante Stadtführungen an. Ihr könnt sogar mit einem Nachtwächter durch die alten Gassen laufen. Wer lieber auf eigene Faust unterwegs sein möchte, der kann sich auf unserer Homepage oder in unserem schnuckeligen Büro am Haldenplatz 3 mitten in der historischen Altstadt Stadtpläne abholen. Auf der Rückseite der Pläne gibt es auch einige Infos zu Sehenswürdigkeiten. Übrigens: Diese Pläne haben wir auch in englischer, französischer niederländischer und italienischer Sprache. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gibt es ebenfalls einen passenden Altstadtplan. Hattingen Marketing gibt diese Pläne gerne kostenlos an Interessierte ab.
Und wenn ihr immer noch nicht genug habt von den alten Geschichten, dann könnt ihr euch den Altstadtrundgang als Broschüre (1 € Schutzgebühr) kaufen oder Euch einfach kostenlos online HIER anschauen und runter laden.
Viel Spaß auf dem wunderschönen Spaziergang durch unsere traumhafte Altstadt wünschen euch Sandra und Anja